Brauchst du einen Übeplan?

Da kommt er endlich, der lang ersehnte Artikel und Start in ein Themengebiet, bei dem ich bisher etwas zögerlich war. Ich wurde mehrfach gefragt, ob ich darüber sprechen und schreiben könne, wie ich meine Übepläne gestalte. Das tue ich natürlich sehr gerne, ist aber mit einigen Hürden meinerseits verbunden gewesen.

Den ersten Gedanken an diesen Artikel hatte ich bereits im November letzten Jahres. Da habe ich meinen Plan für den Wettbewerb entworfen, welcher ja dieses Jahr Corona-bedingt nicht stattfand. Ich dachte mir damals schon: „Das wäre natürlich ein sehr wichtiger Artikel, der Mehrwert bietet und vielen Studierenden Inspiration bringen kann.“ Da hatte ich natürlich weder meinen Podcast noch meinen YouTube Kanal gestartet. Jetzt wo all das da ist, kam ich etwas in die Denkspirale – Wie und Wo postest du das am Besten?

Ich habe mich entschieden: auf allen Kanälen! Ein Artikel oder eine Podcastfolge reicht da leider nicht. Deshalb kommt zu diesem Themenfeld jetzt ebenfalls vermehrt Content und dieser Artikel ist der Start. In meinen Workshops hat sich herausgestellt, dass das eines der essentiellsten und wichtigsten Themen für Musikstudierende darstellt. Hätte ich auch selbst drauf kommen können, aber für mich war das im ersten Moment nicht so deutlich, wie es das vielleicht für dich jetzt ist!

Auf die Frage: „Brauchst du einen Übeplan?“ – antworte ich intuitiv mit: „Auf jeden Fall!“. Vielleicht geht es dir genauso, aber du stellst dir gleichzeitig die Frage: „Wie erstellt man einen guten Übeplan?“. Vielleicht hast du dir diese Frage auch noch nie gestellt und bist jetzt verwundert, wie man sich nicht einfach in den Überaum begeben kann und einfach drauf los ballert. Vielleicht hast du dir auch schon Übepläne gemacht und dabei die Erfahrung, dass es dir nicht hilft oder du die Pläne nicht durchhalten konntest.

Eines ist auf jeden Fall schon mal ganz klar:

„Der Ziellose erleidet sein Schicksal – der Zielbewusste gestaltet es“

Immanuel Kant (1724-1804)

Eines sollte dir bewusst sein – Pläne sind keine Selbstzweck. Es gibt Menschen die planen einfach gerne und planen und planen und planen und kommen nicht ins handeln! Und dann gilt zeitgleich mit dem obigen Zitat:

„Machen ist wie wollen nur krasser“

Unbekannt

Bei all der Planerei, sollte dir immer klar sein warum du dir einen Plan machst. Ein Übeplan ist wie ein Navigationssystem. Wenn du in ein Auto einsteigst, fährst du ja auch selten einfach los. Du hast ein Ziel – eine Stadt bzw. eine Straße, im Idealfall sogar eine Hausnummer. Umso genauer du deine Adresse in dein Navi eingibst, desto schneller und ohne Umwege kommst du an! Wenn du in das Navi „Berlin“ eingibst – ja, dann kommst du schon irgendwo in Berlin an, aber nicht unbedingt dahin, wo du ursprünglich hinwolltest. So ähnlich ist es auch mit Übeplänen. Wenn du dir auf einen Zettel schreibst: „Ich übe heute die Beethoven Sonate“ – ja, dann wirst du schon irgendwas üben, vielleicht bringt dir das auch was oder es ist einfach Beschäftigung deiner Synapsen ohne Ziel und ohne Reflexion. Du wirst die Beethoven Sonate bestimmt auch irgendwann können, die Frage ist wie schnell und wie effektiv du an diesen Punkt kommst.

Du solltest dich also nicht fragen: „Brauche ich einen Übeplan?“, sondern zu allererst solltest du dich fragen, was deine Ziele auf deinem Instrument sind. Es gibt unterschiedliche Formen eines Übeplans. Die meisten denken bei Übeplänen vermutlich eher an die kurzfristige Variante – Wochenpläne oder Tagespläne. Das ist allerdings nur das Ende der Fahnenstange. Idealerweise hast du langfristige Ziele, mittelfristige Ziele und kurzfristige Ziele. Das funktioniert im Leben, wie auch beim Üben! Deswegen arbeite ich auch nicht nur mit dem Begriff eines Plans, sondern auch mit dem Begriff „Übeziele“. Deine Übeziele stehen also vor dem Plan. Oder um es anders zu sagen: Ohne Ziele macht ein Plan einfach keinen Sinn! Oder um es noch einfacher zu sagen: Dein Ziel gibst du in dein Navi ein und der Plan ist dann die Route.

Um bei meiner Metapher zu bleiben – es gibt auch Leute die sagen: „Viele Wege führen nach Rom“. Das stimmt auch. Ich hab nur in den meisten Fällen keine Zeit und keinen Bock dreimal so lange zu brauchen, mal abgesehen davon, dass jeder die schnellste Route im Navi auswählt und nicht die längste. Allerdings, stimme ich dem Satz zu, bei der Art und Weise Pläne aufzuschreiben. Es gibt viele Möglichkeiten einen Übeplan zu gestalten, darum soll es aber hier und heute noch nicht gehen!

Einer der größten Vorteile an einem Übeplan ist, dass du besser nachvollziehen kannst welche Fortschritte du bereits gemacht hast. Deine Entwicklung ist für dich leichter zu beobachten und in dem Moment, wo du etwas aufschreibst wird es verbindlicher, als wenn es nur in deinem Kopf herumirrt. Erfolgreiche Musiker*innen arbeiten mit Übezielen und Plänen, jeden den du fragst, wird dir das bestätigen. In welcher Form sie planen und ob sie das handschriftlich, mit dem Tablet oder im Kopf tun steht auf einem anderen Blatt.

„Wenn du in den Überaum gehst und noch nicht weißt was du gleich tun wirst, kannst du es auch gleich bleiben lassen!“

Valère Burnon – mehr dazu im Artikel: Wettbewerbvorbereitung

Zum Abschluss ist klar: deinen Erfolg kannst du nur messen wenn du weißt, ob du auf dem richtigen Weg in die richtige Richtung bist und dich deinen Zielen näherst. Dafür muss dir allerdings klar sein was deine Ziele sind. Du darfst dir gerne mal die Zeit nehmen, diese Ziele zu definieren.

Dazu noch ein Artikel: https://managemusik.com/2019/09/24/ziele-setzen/

Dieses Thema ist ein Fass ohne Boden und dieser Artikel ist wirklich nur eine erste Annäherung, vor allem für Menschen, die sich noch nicht viel damit auseinandergesetzt haben. Es folgen weitere Artikel, Podcastfolgen und YouTube Videos (https://www.youtube.com/channel/UCSxj3GIq0kqKiZLnRvik7BA?view_as=subscriber), denn ich möchte dir sehr gerne einen detaillierten Einblick in meine Übeplanungsroutine geben und dich damit motivieren und inspirieren.

Ich schließe mit einem Satz, der mir persönlich die Augen geöffnet hat in meinem früheren Planungswahn:

„Ein Plan ist nicht unbedingt dafür da erfüllt zu werden!“

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