Ein neuer Artikel und diesmal mit einem mir sehr wichtigen Thema, mit dem ich mich in meiner Studienzeit sehr viel auseinandergesetzt habe, aber nur wenig Hilfe von Außen bekam. Es war ein Try&Error-Prozess, von dem ich dir etwas berichten möchte und meine Learnings mitgeben will. Wenn du tiefer in das Thema einsteigen willst und die Methoden kennen lernen möchtest, dann kannst du hier die Masterclass dazu erwerben (bis zum 31.10. mit dem Code: HALLOWEEN20 auch mit 20% Rabatt).
Es geht mir natürlich nicht darum, wie du Texte auswendig lernst oder Wissen für eine Prüfung. Einige dieser Tipps helfen bestimmt auch dabei, aber die Frage die ich mir damals gestellt habe (als kleiner Strategie Freak):
„Wie lerne ich mit Struktur, planbar und erfolgreich Noten auswendig?“
Dafür musste ich viele Fehler machen und viel recherchieren und reflektieren, um den perfekten Weg für mich zu kreieren. Das ist mir auch ganz wichtig: Ich sage dir (wie immer) nicht, wie der heilige Gral leuchtet und funktioniert, den gibt es nämlich nicht! Ich bin davon überzeugt, dass jede*r ihren und seinen ganz persönlichen Weg findet und beschreiten darf. So unterschiedlich wie wir als Menschen sind, so unterschiedlich sind auch unsere Fähigkeiten, Stärken und auch die Wege, wie wir am besten lernen. Dazu muss klar sein: Auswendig Musizieren bedeutet einen bestehenden Notentext auswendig zu lernen und ihn dann abzurufen (es geht mir hier ganz klar nicht um Improvisation, dazu kommt an anderer Stelle noch ein Artikel). Es geht also gleichzeitig um die Frage:
„Wie lerne ich nachhaltig und effektiv?“
Die Betonung liegt hier auf dem Ich! Wenn mir in der Schulzeit mal jemand gesagt hätte, wie ich das selbst herausfinden kann, anstatt mich mit Lerntheorien zu überhäufen, wäre meine Lernstrategie schon in der Schule und besonders im Abitur gänzlich anders ausgefallen und hätte wesentlich weniger Zeit in Anspruch genommen. Aber das ist vielleicht auch zu viel verlangt von unserem Bildungssystem, Menschen beizubringen wie man selbstständig lernt – macht natürlich viel mehr Sinn, den jungen Menschen einfach alles einzutrichtern, obwohl man inzwischen weiß, dass Wissen im Gehirn selbst generiert werden muss und eben nicht von außen „reingeschüttet“ werden kann.
Ungefähr so klingen aber die Sätze zum Thema Auswendig musizieren, die oft von Lehrkräften kommen: „Einfach so lange spielen bis du es kannst.“ oder „Ach du, ich weiß auch nicht so genau wie ich das gemacht habe, es ging einfach irgendwann von selbst.“ – I’m sorry, aber das ist nicht hilfreich oder zielführend, wenn Lehrkräfte ihre eigene Methodik nicht reflektiert haben und dann völlig ungefiltert Schüler*innen oder Studierenden solche Sätze entgegnen, auf die Frage: „Wie mache ich das denn?“
Aber…Wie mache ich das denn? Der Schlüssel heißt: Mehrkanaliges Lernen. Wir haben mehrere Sinne, mit denen wir den Notentext aufnehmen können. In der Regel können wir ihn über visuelle, auditive, haptische und kinästhetische Reize im Körper verarbeiten. Besonders der letzte Aspekt und damit ein Sinn, den vielen kein Begriff ist, obwohl er so unglaublich wichtig ist, vor allem bei jeder Bewegung, die wir ausführen: Der Bewegungs-, Stellungs- oder Lagesinn. Wo er sich befindet? In jeder Faser unseres Körpers, in den Muskeln, Sehnen und Faszien. Wir haben ein sehr gutes Körpergedächtnis, welches immer wieder unterschätzt wird, aber im Auswendig lernen von musikalischen Inhalten gold wert ist! Unser Körper ist in der Lage zu erfassen, in welcher Position unsere Gliedmaßen sind, ohne es mit den Augen zu überprüfen.
Kleine Übung an der Stelle: Schließe deine Augen und balle deine Hand zu einer Faust. Wenn du jetzt die Hand abwechselnd öffnest dun schließt, brauchst du es nicht mit den Augen zu kontrollieren, du kannst es spüren. Bewege dann deinen Unterarm, in dem du ihn beugst und streckst und Kreise anschließend den gesamten Arm am Schultergelenk. All diese Bewegung kannst du wahrnehmen und spüren. Dasselbe gilt natürlich im sehr feinmotorischen Bereich, sowie im Körper bei Bläser*innen und Sänger*innen. Das Körpergedächtnis ist hoch komplex und hat sehr viel „Speicherkapazität“.
Wir unterschätzen immer wieder unsere Sinneswahrnehmungen und was noch fataler ist: Jede*r nimmt anders wahr und hat anders ausgeprägte Sinne. Bei dem einen ist der Hörsinn ein besonders guter Kanal zum Lernen, bei der anderen ist es die Bewegung und beim nächsten ist der visuelle Reiz am effektivsten zum Lernen. Dazu ist es hilfreich seinen Körper und seine Sinneswahrnehmungen zu erforschen.
Auf welchem Sinneskanal bin ich besonders sensibel oder empfindlich? Lerne ich grundsätzlich besser, wenn ich mich dazu bewege? Brauche ich den Notentext immer vor meinen Augen? Kann ich meine Bewegungen überhaupt sehen oder „muss“ ich mich auf mein Körpergefühl verlassen können?
Diese und viele weitere Fragen können helfen, um sich selbst besser kennen zu lernen und herauszufinden, mit welchen Methoden man am Besten zurecht kommt. Einen sehr hilfreichen Tipp habe ich, falls du dir schon seit langer Zeit erzählst:
„Ich kann nicht auswendig spielen!“
„Ich kann das nicht“ sind, in meinen Augen, die blockierendsten vier Wörter, die wir uns selbst erzählen können. Wenn du dir das nur oft genug erzählst, glaubst du das auch. Erstens: Füge das Wörtchen „noch“ ein:
„Ich kann noch nicht auswendig spielen!“
Zweitens, probiere mal folgendes aus: Du nimmst dir ein Stück, welches du schon viel geübt hast und gut kannst, legst es dir noch mal auf den Notenständer und spielst es ein mal durch (bei einem längeren Stück, vielleicht einfach nur einen Abschnitt von etwa einer Seite). Danach legst du die Noten weg. Du beginnst mit der erstem Phrase und spielst oder singst es auswendig, wenn es kleine „Aussetzer“ gibt ist das völlig okay, aber du versuchst diesen Abschnitt weitestgehend ohne Noten und schaust mal, wie viel du von diesem Abschnitt bereits auswendig kannst. In der Regel sind das bereits 50-70% des Stückes oder des Abschnittes! Wenn du etwas schon viel geübt hast, ist es auch schon zu einem großen Anteil in deinem Gehirn und Körper gespeichert. Du brauchst die Noten zum Teil gar nicht mehr. Sollte das so sein, kannst du als erste Übung natürlich einfach mal versuchen, die Stellen die noch nicht auswendig gehen, ebenfalls ohne Noten zu spielen. Vielleicht findest du bei diesem Prozess bereits heraus, welche Methoden und welche Sinneskanäle für dich besonders hilfreich sind.
Aus meiner Erfahrung sind Stellen, die noch nicht auswendig spielbar sind, auch noch nicht zu 100% sicher! Es bedeutet übrigens nicht, dass du auswendig spielen musst auf der Bühne. Du weißt: Du musst einen Scheiß! Du kannst aber trotzdem, wenn du das möchtest, von den Methoden für dein Üben und deinen Lernprozess profitieren.
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