Alles im Flow?

Flow oder nicht Flow, das ist hier die Frage…

Wisst ihr was wundervoll ist? Wenn man Menschen trifft, bei denen man denkt: Die kenne ich schon. Wenn man diese Person nicht mal persönlich treffen muss, um zu wissen: Unsere Seelen begegnen sich definitiv nicht zum ersten Mal. Ungefähr so fühle es sich an mit Maria Busqué zu sprechen und schon vorab zu schreiben.

Wenn man auf ihre Website geht steht dort:

„Ich helfe Musikerinnen und Musikern zu lernen, wie sie sich wertschätzen und MIT statt GEGEN ihren Körper musizieren. (Und natürlich, wie sie in den Flow kommen!)“

https://www.mariabusque.net

Mit und nicht gegen den Körper. Das war auch mein Game Changer nur kannte ich Maria zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Vor kurzem hatte ich die Freude ein Interview mit ihr aufzunehmen und dieses Interview könnt ihr nun auf meinem Podcast hören. Hier geht es zu meinem Linktree, da könnt ihr euch die Plattform einfach aussuchen, auf der ihr meinen Podcast hört.

Im Gespräch habe ich gemerkt, dass wir sehr viele Gemeinsamkeiten haben. Wir beide möchten Menschen, allen voran Musiker*innen, mit unserer Energie und unserem Wissen inspirieren und motivieren. Wir spielen beide Klavier. Wir haben beide einiges in unserer Studienzeit erlebt, was uns zu all den wertvollen Erkenntnissen gebracht hat. Wir schreiben beide Bücher. Wir geben beide Workshops und Seminare. Vieles mehr, aber vor allem: Wir wollen beide was verändern und stehen beide in guter Verbindung zu uns selbst. Es hat sich so oft angefühlt, als hätten wir uns zum 100. Mal unterhalten und ich hätte noch Stunden mit ihr weiter sprechen können.

3 meiner Erkenntnisse aus dem Buch „Alles im Flow?“

Aber nun möchte ich euch ein paar Golden Nuggets aus ihrem Buch mitgeben, denn ich habe es gelesen und mir meine drei stärksten Mindblow Sätze oder Erkenntnisse aufgeschrieben. Diese teile ich nun mit euch. Ich kann euch aber nur wärmstens empfehlen, dieses Buch zu kaufen und es selbst zu lesen.

1. Definition des Wortes „virtuos“

Das war ein so krasser Mindblow-Moment beim Lesen. Ich saß in meinem kuschligen Sessel mit Kaffee neben mir auf dem Beistelltisch, es lief leise Musik und ein paar Kerzen waren an. Ich hatte gerade das Buch von Maria begonnen zu lesen, darin zu stöbern, da las ich plötzlich die folgenden Zeilen:

„Darin liegt für mich die Bedeutung des Wortes ‚virtuos‘: Wenn ich jeden Morgen aufstehen kann und mich auf die Arbeit freue, als wäre es der erste Tag. Dass jeder Tag wie der erste sein, dass wir jeden Tag aufs Neue mit frischen Ohren zum Üben kommen“ (Alles im Flow? – „Beginner’s Mind in der Musik“)

Ja. Wahnsinn. In meinem Gehirn war so hartes Synapsen-Fasching. Ich zückte mein Journal und schrieb mir die Zeilen auf, meine Gedanken dazu, mir liefen plötzlich Tränen übers Gesicht. Nachdem ich das Buch gerade mal fünf Minuten in der Hand hatte. Ich habe zehn Jahre studiert, davor drei Jahre Jungstudium gemacht. Ich hatte in meinem Kopf immer den Satz: „Ach so eine krasse Virtuosin bist du ja gar nicht, so abgefahrene Läufe und „virtuose“ Passagen sind nicht so deins. Ich bin eher so die Klang-Kanone und berühre mit meiner Musik die Herzen, scheiß auf langsame Finger“. Mir flossen noch mehr Tränen. Ich war schon immer virtuos. Ich bin eine Virtuosin sondergleichen. Ich spiele mehrere Instrumente auf sehr hohem Niveau und singe für mein Leben gerne und bin extrem gut vom Blatt, egal mit welchem Instrument oder meiner Stimme. Ich konnte Noten lesen, bevor ich wusste wie die Buchstaben dazu heißen, das Privileg haben nicht viele. Ich erfasse wahnsinnig schnell Musik und deren Aussage oder tieferer Bedeutung. Ich habe ein sehr großes Klangspektrum und improvisiere und komponiere gerne. Musizieren mit anderen ist für mich wie Atmen und ich hatte nie Probleme mit Intonation, Rhythmus oder Zusammenspiel. Nur meine Finger waren nicht die schnellsten und die ersten, die im System zusammengebrochen sind, wenn ich unter Druck stand. Und deshalb habe ich mich als „nicht virtuos“ bezeichnet.

Ich saß also da und weinte. Nach fünf Minuten mit dem Buch, brach eine riesen Blockade in meinem Kopf durch. Jede Tag, wenn ich mich an meine Instrumente setze, singe und musiziere und mich fühle, als wäre es das erste Mal, bin ich virtuos. Kein Studium der Welt ist nötig dafür, um diese Erkenntnis zu haben, muss man viel eher aus dem Studium draussen sein …

2. Das Wunder der Kunst steckt nicht im fehlerfreien Vortrag

Die Geschichte von Maria João Pires aus dem Jahre 1997 ist vielen bekannt. Wenn du nicht weißt worum es geht, hier ist ein Videolink, bei dem du das anschauen kannst.

Stell dir vor, du bist für ein Solokonzert gebucht, stehst oder sitzt auf der Bühne und das Orchester beginnt mit einem anderen Konzert, als du es vorbereitet hast. Du hast das Werk zwar schon mal gespielt und es im Repertoire, aber warst darauf nicht vorbereitet. Das ist so der blanke Horror und Alptraum eines Solisten oder einer Solistin, welcher 1997 bei Maria João Pires wahr wurde. Nun, die Geschichte kannte ich schon, welche Erkenntnis mir beim Lesen dieser Seiten kam war, dass nicht das fehlerfreie Spiel von der großartigen Pianistin ein solches Wunder war, sondern mit welcher Leidenschaft und mit was für einem Klang diese spielte. Wie sie ihre Emotionen in die Musik und in die Tasten legte. Sie entscheid sich vermutlich kurz vor dem Start des Soloparts so musikalisch und emotional wie möglich zu spielen und darauf zu vertrauen, dass sie die Musik noch im Körper abgespeichert hat. Das wahre Wunder war nicht, dass sie es fehlerfrei spielte, sondern wie sie es interpretierte, ohne Vorbereitung.

Ich erlebte im April diesen Jahres eine etwas ähnliche Situation, nicht so krass und ich konnte mich dafür oder dagegen entscheiden das zu machen. Ich war beim Flötenfestival der Österreichischen Flötengesellschaft, eigentlich für die Organisation mit meiner lieben Freundin und Kollegin Mária Kósa zuständig. Mit ihr saß ich am Abend vor dem ersten Tag zusammen und sie bekam die Nachricht, dass ein Student der am nächsten Morgen beim ersten Meisterkurs aus Krankheitsgründen ausfiel. Sie schaute mich an und sagte: „Saskia, kannst du morgen um 10 Uhr Mozart Konzert spielen als Vertretung? Es ist der erste Termin und wir brauchen jemand, der eröffnet.“

Ich saß da, schaute sie an, überlegte kurz. Ich habe beide Mozart Konzerte über ein Jahr nicht mehr gespielt oder geübt. Ich hatte sie aber über fünf Jahre quasi täglich geübt, auswendig gespielt und sogar eins davon mit Orchester aufgeführt, mehrere Probespiele und Prüfungen damit gemacht. Es ging nur um den ersten Satz. Ich hörte in mich und eine Stimme in mir sagte: „Do it! Du kannst das!“ Am nächsten Morgen hatten wir sehr viel Organisation zu tun und es gab schlicht keine Zeit sich vorzubereiten, geschweige denn sich warm zu spielen. Ich hatte nicht mal Zeit mir Gedanken zu machen. Um 10 Uhr war der offene Meisterkurs im Palais Ehrbar Saal in Wien. Ich hatte noch nie öffentlich in Wien gespielt. 9.55 Uhr packte ich schnell meine Flöte aus, spielte ein paar Töne, nahm die Klavierstimme für die Pianistin und ging in den Saal auf die Bühne. Vor mir saßen dutzende Flötist*innen. Es gibt nichts aufregenderes als vor den eigenen „Fachdioten“ (nicht böse gemeint ;-)) zu spielen. Ich stand da nun und die Dozentin Karina Bonelli kam zu mir, fragte was ich spielen würde, sie wusste nicht, dass ich einspringe. Sie wusste auch nicht, dass ich gar nicht mehr studierte, sondern bereits fertig war.

Die Pianistin begann mit den letzten vier Takten des Mozart Konzerts in D-Dur vor dem Flöteneinsatz. Ich hatte diese Situation in meiner Studienzeit so oft, ich wusste was zu tun ist, ich atmete zwei mal tief durch, nahm die Flöte hoch und spielte nahezu ein fehlerfreien ersten Satz, auswendig, ohne es seit einem Jahr auch nur ein mal angeschaut zu haben. Auch hier war für mich nicht das „fehlerfrei“ von Bedeutung, sondern die Musik, die Aussage der Melodien, die Emotionen. Ich spielte nicht wie „im Probespiel“ oder „in der Prüfung“. Ich spielte Mozart. In Wien. Ich dachte kurz: „Vielleicht steinigen sie mich gleich hier.“ Ich spielte in voller Leidenschaft. Ich war absolut im Flow. Ich hörte danach ein Teil auf der Aufnahme und wusste nicht, wie ich das gemacht hatte. Danach kamen so viele Menschen zu mir, wie schön sie es fanden, wie berührt sie waren. Flötist*innen, die das Stück selbst ständig spielen und es eigentlich schon „nicht mehr hören können“, waren davon berührt.

Mir liefen die Tränen danach, nicht nur weil ich glücklich war keine Katastrophe abgeliefert zu haben, sondern weil ich das gemacht habe, wofür ich auf dieser Erde bin: Ich berühre, inspiriere, motiviere und verbinde mich mit Menschen durch Musik und meine Energie. Das eine c, statt cis? Darauf schei*e ich! Das Wunder geschieht in der Emotion und der Leidenschaft bei der Musik, nicht in der Perfektion und richtigen Noten. Wenn Maria João Pires und ich das können. Ein Werk nach einem Jahr Pause mit Emotionen und Leidenschaft zu spielen, dann kannst du das auch!

3. Musizieren ohne Panzerung

Oh ja! Bei dem Kapitel bzw. Artikel schallerte es bei mir massiv. Eine Aussage ist besonders hängen geblieben, ich lebe das bereits sein Jahren mit meinen Schüler*innen. Ich sehe mich als Musiklehrerin. Ich unterrichte Musik. Ich unterrichte Musizieren – nicht Klavier oder Flöte. Die Zeilen in dem Artikel lauten:

„Nach Tetzlaff sollte der Instrumentalunterricht nur der erste Schritt in der musikalischen Ausbildung sein; Musik sollte in erster Linie unterrichtet werden und nicht Violine.“ (Artikel)

Das ist der Punkt. Wir bilden schon in der Musikschule überwiegend Instrumentalist*innen oder Sänger*innen aus und eben keine Musiker*innen. Wir können mit Musik und der Interpretation von Werken oder Improvisation Menschen im Publikum in eine andere Sphäre transportieren und berühren. Dafür sind sie im Konzert, sonst könnten sie sich auch zu Hause eine CD oder YouTube anmachen. Die Voraussetzung dafür als Künstler*in auf der Bühne ist allerdings, mehr zu sein als ein guter Techniker oder eine gute Technikerin. Wir denken, dass wenn wir nur perfekt und fehlerfrei spielen sind wir unangreifbar. Wir panzern uns mit Perfektion. Wir haben Angst vor Ablehnung und vor’m Versagen – also sorgen wie dafür, dass es keinen Grund gibt uns abzulehnen oder wir versagen könnten.

Weißt du was das Problem an der Panzerung ist? Wir können kein Risiko eingehen, wir stumpfen emotional ab, wir regulieren uns runter, wir versuchen solide und vermeintlich perfekt zu spielen, aber vergessen dabei, dass niemand ins Konzert kommt um einen perfekten Vortrag zu hören. Wir sind so damit beschäftigt alles richtig zu machen, dass wir vergessen Musik zu machen. Ich weiß, die Handbremse loszulassen und mit Risiko zu spielen kann einen verängstigen oder zumindest haben wir Respekt davor. Das ist okay! Ich gebe dir jetzt einen gut gemeinten Ratschlag:

Schei* auf diese Gedanken, die dir erzählen du müsstest perfekt sein, damit dich alle toll finden und niemand was zu kritisieren hat. Es gibt Menschen die kritisieren dich, weil es ihnen „zu“ perfekt ist.

„Perfektion ist eine Angst, die sich ein schönes Kleid angezogen hat“

Laura Malina Seiler

Du wirst es nie allen recht machen können. Du brauchst keine Angst vor Bewertung zu haben, du wirst sowieso bewertet. Was du lernen darfst, ist das dir das am Ar*** vorbei geht. Fühle die Musik. Sei Musiker*in und zähle nicht die Fehler in Konzerten. Wenn du über 10.000 Noten in einem Werk spielst, was schnell zusammen kommt, und 10 davon sind falsch, dann ist das eine Fehlerquote von 0,001%. In keinem Beruf dieser Welt ist es normal, das nur so wenige „Fehler“ passieren. Das ist eine verdammt krasse Quote. Erfreue dich an den 9.990 richtigen Noten und geißele dich nicht für die 10 „Falschen“. In der Regel hört das Publikum die nicht mal. Genieße die Zeit auf der Bühne, sei dankbar dafür, es ist ein Privileg, dass wir das tun dürfen und wir uns abertausende Stunden um die Ohren gehauen haben um das tun zu können. Leg den Panzer ab! Es gibt nichts befreienderes und das Publikum wird es dir danken.

Das waren meine drei wichtigsten Erkenntnisse mit Kommentar aus dem Buch von Maria Busqué. Ich habe es komplett gelesen, nein eher verschlungen und es wird zu einem meiner Inspirationsquellen und Ideengebern für Themen im Unterricht, im Coaching, für Artikel, für Podcastfolgen, für Workshops. Ich bin sehr dankbar, dass sie das veröffentlicht hat und wünsche ihr alles Gute mit dem Buch – möge es andere genau so inspirieren wie mich!

Hier kannst du das Buch vorstellen, bzw. bestellen. Veröffentlichung ist der 08.12.22

Wenn du im Loch steckst, hör auf zu graben!

Kennst du diese Momente im Leben, wo du einfach ein Tief hast? Ein Motivationsloch. Ein Energieloch. Ein Emotionsloch. Ja? Okay. Willkommen im Club und willkommen im Leben. Das ist normal und das geht jedem Menschen so! Manche von uns (inklusive mir früher) haben allerdings die Angewohnheit in solchen Situation nicht etwa einen Gang runter zu schalten und Zeit und Raum zu nehmen, um wieder aus den Loch rauszukriechen. Nein.

Es gibt Menschen, die graben sich dann noch tiefer in die Sch**** rein. Sie versinken in Selbstzweifeln und der innere Antreiber haut so Klassiker raus, wie z.B. „Stell dich jetzt mal nicht so an!“

„Kneif mal die A****backen zusammen!“

Reiß dich mal zusammen!“

„Zieh das jetzt noch durch!“

Oder gepaart mit:

„War ja klar, dass du das nicht durchhältst“

„Das musste ja scheitern, hab ich doch gesagt, dass du nicht gut genug dafür bist!“

„Da hast du wohl noch nicht genug geübt/trainiert/gelernt!“

Grandiose Sätze, die einen nicht unbedingt dabei behilflich sind, das Loch als das anzunehmen was es ist: Normal und ein Zeichen unseres Körpers oder unserer Seele, dass er und sie vielleicht mal eine Pause oder Auszeit braucht, um gelerntes zu verarbeiten. Wir sind keine Festplatte, auf die man unendlich viele Daten ziehen kann. Weder unser Körper, noch unser Gedächtnis oder unsere Energie machen das unendlich lange mit. Irgendwann gibt es einen Warnsignal, dann noch eins und noch ein lauteres. Wir haben in der Regel gelernt, diese Signale gekonnt zu ignorieren, denn es gibt ja dieses wichtige Konzert, diese eine Prüfung oder diesen wichtigen Termin, bis dahin „muss ich noch durchhalten“. Ja. Es gibt immer irgendein Termin, zu dem man noch hinarbeitet und dann kann man Pause…ach ne, dann ist ja der nächste Termin. Teufelskreis. Kennst du?

Müssen. Ein mittlerweile für mich sehr problematisches Wort, welches ich zu 90% aus meinem Wortschatz gestrichen habe, denn es ist der Ursprung allen Übels bei mir gewesen.

„Ich muss noch Üben!“

„Ich muss noch einkaufen!“

„Ich muss noch diesen Text schreiben!“

„Ich muss noch diese Podcastfolge aufnehmen!“

Kleine Aufgabe für dich, für die nächsten Stunden oder Tage: Achte mal darauf, wie oft du in deinen Gedanken oder in deinen Worten den Satzanfang „Ich muss noch…“ verwendest. Ehrlich gesagt, wurde mir schlecht, als mir das zum ersten Mal aufgefallen ist. Mittlerweile stoppe ich Sätze mittendrin oder unterbreche meinen Gedankenfluss, wenn der Anfang kommt. Weißt du warum?

Ich muss gar nichts!

Ich möchte. Ich möchte Üben, weil es mir Freude bereitet mich weiterzuentwickeln. Ich möchte einkaufen, denn ich bin dankbar, dass ich mir das leisten kann und mir leckere Mahlzeiten zubereiten kann. Ich möchte diesen Text schreiben, denn ich liebe es zu schreiben und sitze nun hier um 19.23 Uhr an einem Sonntag und schreibe spontan den Artikel passend zu Podcastfolge, einfach weil ich Bock drauf habe. Ich möchte die Podcastfolge aufnehmen, weil ich das so gerne tue und ich euch so gerne damit inspiriere oder euch in den Hintern trete.

Ich muss nicht. Niemand zwingt mich. Doch, früher habe ich mich selbst gezwungen. Produktivitätsdrang und Leistungsdruck in Kombination mit dem Gefühl wertlos zu sein, wenn man nichts tut, ist eine wahnsinnig toxische Verknüpfung in meinem Unterbewusstsein gewesen. Ich bin das Gott sei dank los und muss heute manchmal über mich selbst lachen, wenn alte Muster versuchen wieder anzuklopfen, doch die „Buzzer“ sind weg. Meine Buzzer, auf die andere oder ich selbst hauen konnte, um bestimmte Reaktionen hervorzurufen.

Jetzt fragst du dich sicher, wie ich da hinbekommen habe? Darüber könnte ich ein ganzes Buch schreibe, steht auf der Liste, braucht aber noch etwas Zeit. Bis dahin möchte ich dich daran erinnern, dass es okay ist, mal nicht 100% geben zu können. Es ist okay, wenn du mal ein Tief hast, es nicht so läuft, wie du das gerne hättest, deine Energie und Stimmung im Keller ist und du einfach nur eine heiße Schokolade und eine Decke magst. Hör auf deinen Körper! Hör auf seine Signale. Mach dich nicht selbst fertig, wenn er nicht so funktioniert, wie er soll. Hör auf dich noch tiefer ins Loch zu graben, ins Selbstmitleid oder in Selbstzweifel zu versinken. Im Gedankenstrudel von destruktiven Sätzen. Unsere Gedanken erschaffen unsere Gefühle und unsere Gefühle erschaffen unsere Handlungen. Am Besten fängst du also bei den Gedanken an und nicht bei den Handlungen!

Wenn du diese Probleme kennst, da raus möchtest und nicht auf mein Buch warten willst, dann schreibe mir gerne eine Mail an info@managemusik.com. Mittlerweile habe ich schon mit einigen Menschen erfolgreich an dieser und anderen Problemen gearbeitet. Du kannst aufhören zu graben und anfangen auf deinen Körper zu hören. Mehr dazu in meiner neuen Podcastfolge.

Wie lerne ich auswendig?

Ein neuer Artikel und diesmal mit einem mir sehr wichtigen Thema, mit dem ich mich in meiner Studienzeit sehr viel auseinandergesetzt habe, aber nur wenig Hilfe von Außen bekam. Es war ein Try&Error-Prozess, von dem ich dir etwas berichten möchte und meine Learnings mitgeben will. Wenn du tiefer in das Thema einsteigen willst und die Methoden kennen lernen möchtest, dann kannst du hier die Masterclass dazu erwerben (bis zum 31.10. mit dem Code: HALLOWEEN20 auch mit 20% Rabatt).

Es geht mir natürlich nicht darum, wie du Texte auswendig lernst oder Wissen für eine Prüfung. Einige dieser Tipps helfen bestimmt auch dabei, aber die Frage die ich mir damals gestellt habe (als kleiner Strategie Freak):

Wie lerne ich mit Struktur, planbar und erfolgreich Noten auswendig?“

Dafür musste ich viele Fehler machen und viel recherchieren und reflektieren, um den perfekten Weg für mich zu kreieren. Das ist mir auch ganz wichtig: Ich sage dir (wie immer) nicht, wie der heilige Gral leuchtet und funktioniert, den gibt es nämlich nicht! Ich bin davon überzeugt, dass jede*r ihren und seinen ganz persönlichen Weg findet und beschreiten darf. So unterschiedlich wie wir als Menschen sind, so unterschiedlich sind auch unsere Fähigkeiten, Stärken und auch die Wege, wie wir am besten lernen. Dazu muss klar sein: Auswendig Musizieren bedeutet einen bestehenden Notentext auswendig zu lernen und ihn dann abzurufen (es geht mir hier ganz klar nicht um Improvisation, dazu kommt an anderer Stelle noch ein Artikel). Es geht also gleichzeitig um die Frage:

„Wie lerne ich nachhaltig und effektiv?“

Die Betonung liegt hier auf dem Ich! Wenn mir in der Schulzeit mal jemand gesagt hätte, wie ich das selbst herausfinden kann, anstatt mich mit Lerntheorien zu überhäufen, wäre meine Lernstrategie schon in der Schule und besonders im Abitur gänzlich anders ausgefallen und hätte wesentlich weniger Zeit in Anspruch genommen. Aber das ist vielleicht auch zu viel verlangt von unserem Bildungssystem, Menschen beizubringen wie man selbstständig lernt – macht natürlich viel mehr Sinn, den jungen Menschen einfach alles einzutrichtern, obwohl man inzwischen weiß, dass Wissen im Gehirn selbst generiert werden muss und eben nicht von außen „reingeschüttet“ werden kann.

Ungefähr so klingen aber die Sätze zum Thema Auswendig musizieren, die oft von Lehrkräften kommen: „Einfach so lange spielen bis du es kannst.“ oder „Ach du, ich weiß auch nicht so genau wie ich das gemacht habe, es ging einfach irgendwann von selbst.“ – I’m sorry, aber das ist nicht hilfreich oder zielführend, wenn Lehrkräfte ihre eigene Methodik nicht reflektiert haben und dann völlig ungefiltert Schüler*innen oder Studierenden solche Sätze entgegnen, auf die Frage: „Wie mache ich das denn?“

Aber…Wie mache ich das denn? Der Schlüssel heißt: Mehrkanaliges Lernen. Wir haben mehrere Sinne, mit denen wir den Notentext aufnehmen können. In der Regel können wir ihn über visuelle, auditive, haptische und kinästhetische Reize im Körper verarbeiten. Besonders der letzte Aspekt und damit ein Sinn, den vielen kein Begriff ist, obwohl er so unglaublich wichtig ist, vor allem bei jeder Bewegung, die wir ausführen: Der Bewegungs-, Stellungs- oder Lagesinn. Wo er sich befindet? In jeder Faser unseres Körpers, in den Muskeln, Sehnen und Faszien. Wir haben ein sehr gutes Körpergedächtnis, welches immer wieder unterschätzt wird, aber im Auswendig lernen von musikalischen Inhalten gold wert ist! Unser Körper ist in der Lage zu erfassen, in welcher Position unsere Gliedmaßen sind, ohne es mit den Augen zu überprüfen.

Kleine Übung an der Stelle: Schließe deine Augen und balle deine Hand zu einer Faust. Wenn du jetzt die Hand abwechselnd öffnest dun schließt, brauchst du es nicht mit den Augen zu kontrollieren, du kannst es spüren. Bewege dann deinen Unterarm, in dem du ihn beugst und streckst und Kreise anschließend den gesamten Arm am Schultergelenk. All diese Bewegung kannst du wahrnehmen und spüren. Dasselbe gilt natürlich im sehr feinmotorischen Bereich, sowie im Körper bei Bläser*innen und Sänger*innen. Das Körpergedächtnis ist hoch komplex und hat sehr viel „Speicherkapazität“.

Wir unterschätzen immer wieder unsere Sinneswahrnehmungen und was noch fataler ist: Jede*r nimmt anders wahr und hat anders ausgeprägte Sinne. Bei dem einen ist der Hörsinn ein besonders guter Kanal zum Lernen, bei der anderen ist es die Bewegung und beim nächsten ist der visuelle Reiz am effektivsten zum Lernen. Dazu ist es hilfreich seinen Körper und seine Sinneswahrnehmungen zu erforschen.

Auf welchem Sinneskanal bin ich besonders sensibel oder empfindlich? Lerne ich grundsätzlich besser, wenn ich mich dazu bewege? Brauche ich den Notentext immer vor meinen Augen? Kann ich meine Bewegungen überhaupt sehen oder „muss“ ich mich auf mein Körpergefühl verlassen können?

Diese und viele weitere Fragen können helfen, um sich selbst besser kennen zu lernen und herauszufinden, mit welchen Methoden man am Besten zurecht kommt. Einen sehr hilfreichen Tipp habe ich, falls du dir schon seit langer Zeit erzählst:

„Ich kann nicht auswendig spielen!“

„Ich kann das nicht“ sind, in meinen Augen, die blockierendsten vier Wörter, die wir uns selbst erzählen können. Wenn du dir das nur oft genug erzählst, glaubst du das auch. Erstens: Füge das Wörtchen „noch“ ein:

„Ich kann noch nicht auswendig spielen!“

Zweitens, probiere mal folgendes aus: Du nimmst dir ein Stück, welches du schon viel geübt hast und gut kannst, legst es dir noch mal auf den Notenständer und spielst es ein mal durch (bei einem längeren Stück, vielleicht einfach nur einen Abschnitt von etwa einer Seite). Danach legst du die Noten weg. Du beginnst mit der erstem Phrase und spielst oder singst es auswendig, wenn es kleine „Aussetzer“ gibt ist das völlig okay, aber du versuchst diesen Abschnitt weitestgehend ohne Noten und schaust mal, wie viel du von diesem Abschnitt bereits auswendig kannst. In der Regel sind das bereits 50-70% des Stückes oder des Abschnittes! Wenn du etwas schon viel geübt hast, ist es auch schon zu einem großen Anteil in deinem Gehirn und Körper gespeichert. Du brauchst die Noten zum Teil gar nicht mehr. Sollte das so sein, kannst du als erste Übung natürlich einfach mal versuchen, die Stellen die noch nicht auswendig gehen, ebenfalls ohne Noten zu spielen. Vielleicht findest du bei diesem Prozess bereits heraus, welche Methoden und welche Sinneskanäle für dich besonders hilfreich sind.

Aus meiner Erfahrung sind Stellen, die noch nicht auswendig spielbar sind, auch noch nicht zu 100% sicher! Es bedeutet übrigens nicht, dass du auswendig spielen musst auf der Bühne. Du weißt: Du musst einen Scheiß! Du kannst aber trotzdem, wenn du das möchtest, von den Methoden für dein Üben und deinen Lernprozess profitieren.

Solltest du nun mehr Input haben wollen und besonders an meinen Tools und Methoden interessiert sein, dann buche dir sehr gern die Masterclass dazu. Solltest du noch studieren erhältst du 30% Rabatt auf all meine Webinare/Masterclasses und auf meinen Onlinekurs. Schreibe mir dazu gerne eine Mail: info@managemusik.com für die anderen gilt der Rabattcode: HALLOWEEN20 bis zum 31.10.22 um 23.59 Uhr auf alle(!) Online Produkte.

I’m done.

Am 29.09.22 um 11.50 Uhr war ich fertig. Fertig mit 19 Semestern Studium. Fertig mit 4 Studiengängen. Fertig mit der zweiten Lehrbefähigung. Fertig mit dem Leistungsdruck in der Musikhochschule. Kurz: I’m done.

Ich möchte heute einen kurzen Abriss geben, was in den letzten 14 Tagen durch meinen Kopf ging und schon vor der Prüfung begonnen hatte in mir zu wüten. Auf der anderen Seite möchte ich klar machen, was ich jetzt loslasse und was vor allem auch hier auf dem Blog nun passiert.

Aber zu aller erst: Wie hat das Ganze begonnen?

Ich war ein sehr aufgewecktes, energiegeladenes und musikalisches Kind. Die kleine Maus, die ihr da sehen könnt, war bereits mit 4 Jahren auf der Bühne und hat sich da pudelwohl gefühlt. Es ging nicht um Leistung. Es ging nicht um die Erwartungen anderer. Es ging um Spaß und Leidenschaft. Ich habe an diesem Tag in der Kirche ein Stück auf der E-Orgel gespielt, was einige der Erwachsenen Schüler*innen meines Vaters in der Musikschule nicht spielen konnten. Das Stück war eigentlich viel zu schwer für mich. Das hatte mir aber niemand gesagt, ich hatte es einfach gelernt. Weil ich Spaß hatte und weil ich das lernen wollte, weil es mir so gut gefiel. Vielleicht fragst du dich jetzt, warum ich das erzähle?

Weil dieser Spaß und die Leidenschaft unterwegs abhanden kam und ich sehr viel Mühe, Energie und Tränen aufwenden musste, um mir den zurück zu holen.

2010 startete ich in die studienvorbereitende Ausbildung und ich hatte bereits während meiner Oberstufenzeit sehr viel Stunden in der Woche der Musik und dem hohen Niveau gewidmet. Ich wusste immer wo meine Priorität liegt und ich bin nur so gut geworden, wie ich heute bin, weil ich so früh meine Prioritäten klar hatte. Das ist mir bewusst. 2013, eine Woche nach meiner Abiturfeier, begann ich Vollzeit Musik zu studieren. Beendet habe ich diese Studienzeit nun vor wenigen Tagen. Alles zu erläutern, was in diesen Jahren so passiert ist, damit könnte ich mindestens ein Buch füllen. Heute möchte ich aber mit dir die Haupterkenntnis teilen, die neben meinen Gefühlen von Nostalgie, schönen und schweren Erinnerungen, Schmerz und gleichzeitiger Vorfreude auf die kommende Zeit, welche mir die letzten Tagen immer klarer wurde.

Ich bin fertig mit dem Leistungs- und Erwartungsdruck und „Höher, Schneller, Weiter“. I’m done!

Wie ich das angestellt habe? Ich habe meine kleine Maus, die ihr oben sehen könnt, zurückgeholt. Denn die musste ich zeitweise weg sperren und blockieren. Die hätte sich nämlich nicht sagen lassen: „Du musst das so und so üben und machen.“ – „Nein, das ist noch nicht gut genug, da musst du mehr dran arbeiten.“ – „Wenn du zu den Großen gehören möchtest, musst du besser werden!“.

Die kleine hat auf Perfektion geschissen und das tut sie heute noch in mir. Wenn Menschen bei meinen Kursen oder in Konzerten dieses Leuchten in meinen Augen sehen: Das ist ihr Leuchten. Mein inneres Kind zu integrieren, anstatt es zu sabotieren oder es zu unterdrücken, war mein Game Changer. Die Frage, die ich mir gestellt habe in den letzten Wochen: Wo will ich mit diesem Blog nun hin?

Es kam eine klare Antwort und ihr, meine Leser*innen, bestätigt mir das: Ich mache genauso intuitiv weiter und bringe persönliche, aber auch methodische oder gesellschaftliche Themen, genauso wird es weiter um Selbstmanagement, Energiemanagement und Planung gehen. Aber auf einer gesünderen und selbstliebenden Ebene. Weniger müssen, mehr können. Weniger Perfektion, mehr Liebe zu mir selbst und zu meinen Schwächen und Schwachstellen.

Ich bin so dankbar für alles was ich in den letzten 10 Jahren im Studium gelernt habe, auch für die schweren Phasen und für den Drill Instruktor in mir (der by the way seit einigen Monaten einfach die Klappe hält, vielleicht ist er auch einfach weg). Ich wäre heute nicht so gut, wenn ich das nicht durchlebt hätte. Ich wäre aber auch nicht so ehrlich, authentisch und emotional, wenn ich meine kleine Maus nicht voll an die Oberfläche zurück geholt hätte. Die ist frech und weiß was sie will. Die macht was sie für richtig hält und weißt du was? Das ist genau richtig so!

I’m done – aber ich bin bereit für alles, was jetzt kommt…

Faszination: Deadline!

Ich kann es gar nicht glauben, aber mein Blog wird tatsächlich 3 Jahre alt. 60 Blogartikel später sitze ich nun hier und tippe diese Zeilen und habe ein bisschen Tränen in den Augen. Ich habe mir für diesen Jubiläumsartikel ein sehr wichtiges Thema ausgesucht und zusätzlich ein Thema, was typischer für diesen Blog nicht sein könnte.

Vorab möchte ich mich aber bedanken, bei allen, die regelmäßig auf diesen Blog gehen, meine Beiträge lesen, mit mir in Kontakt treten und mir erzählen, wie ihnen einige Artikel das Leben erleichtert haben! Ohne euch, würde es Managemusik nicht geben, dann hätte ich vor zwei Jahren einfach das Handtuch geworfen. Ich habe mich in den letzten drei Jahren in einigen Themenbereichen ausprobiert, einige habe ich weiter verfolgt, andere nicht. Was aber sind die Artikel mit den meisten Klicks, was glaubt ihr? Die Top drei sind: Erfolg bei Probespielen, Probespielvorbereitung und Planung für Kreative. Dicht gefolgt von weiteren Planung- und Erfolgsthemen. Ich habe mich also entschlossen, mich weiterhin nicht komplett auf diese Themenbereiche einzuschränken, aber natürlich wieder mehr über Planung und Erfolg in der Musikbranche zu schreiben. Also fangen wir heute direkt mal damit an: Erfolg.

„Saskia, wie schaffst du es immer alle Ziele erfolgreich zu erreichen?“

Frage auf Instagram

Ich habe vor wenigen Wochen mal in einem Video gesagt, dass ich alle Ziele, die ich mir je gesteckt habe auch erreicht habe. Manche haben etwas länger gedauert als geplant, aber alle(!) habe ich erreicht. Das schließt berufliche und private Ziele mit ein. Ihr wollt mein Geheimnis wissen, wie ich das schaffe? Let’s go!

Was ist der Unterscheid zwischen einem Wunsch und einem Ziel? Für mich: eine Deadline!

Vielleicht hast du schon mal von der SMART Methode gehört. Falls nicht, lernst du die heute kennen, ich gehe aber heute nicht auf alles ein. Ganz kurz erklärt:

S – Spezifisch

M – Messbar

A – Achievable (Erreichbar)

R – Relevant

T – Terminiert

Wir fangen also von hinten an. Terminiert oder anders gesagt: Lege dir selbst eine Deadline fest. Du kennst es bestimmt, wenn dir von außen eine Deadline auferlegt wird, seien es Prüfungs- oder Abgabetermine, Meetings, Konzerte etc. Dazu vielleicht ein berühmtes Zitat von Parkinson:

„Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.“

Cyril Northcote Parkinson (1909 – 1993) war ein britischer Historiker, Soziologe und Publizist.

Was das konkret bedeutet? Vielleicht kennst du Menschen, die solche Sätze sagen wie: „Ich kann besser unter Zeitdruck arbeiten!“. Das ist in der Hinsicht auch absolut verständlich. Die Frage ist, wie hoch der Druck ist, aber prinzipiell, ist das erst mal richtig. Wenn ich keine Deadline habe, dann könnte ich jetzt dieses tun oder ich lasse es oder ich könnte das andere tun, aber darauf habe ich gar nicht so viel Lust. Prokrastination ist vorprogrammiert. Ich möchte jetzt nicht darauf eingehen, dass es nicht sinnvoll ist die Bachelorarbeit sieben Tage vor Abgabe anzufangen. Ich rede davon, dass eine Deadline in uns zwei Dinge auslösen kann: Motivation oder Stress.

Entweder wir sind durch das Datum X motiviert unseren Hintern in Bewegung zu setzen, Teilziele zu setzen, zu planen, was wann zu tun ist und den Weg zu gehen – Schritt für Schritt. Oder das Datum stresst uns. Der Faktor Zeit, ist hier natürlich oft entscheidend. Wenn es uns grundsätzlich stresst und wir auch dann nicht in Bewegung kommen, wenn es Zeit wäre damit anzufangen, liegt das in der Regel daran, dass das Ziel einen überfordert (erreichbar?) oder es nicht das eigene Ziel ist (relevant?) oder es als To-Do total unspezifisch auf der Liste rumkriecht (spezifisch?). Wir reden aber aktuell immer noch von Deadlines, die von Außen an uns herangetragen werden.

Jetzt wurde ich ja gefragt, wie ich meine Ziele alle erfolgreich erreichen konnte. Da waren sehr viele Ziele dabei, die eben keine Deadline von Außen hatten. Ziele, die ich in Angriff nehmen konnte oder eben nicht. Träume die ich hatte, Visionen die ich hatte. Wie ich die erreichen konnte? In dem ich mir aus dem Traum oder der Vision ein konkretes Ziel gemacht habe und es mit einer Deadline versehen habe. Einer Deadline, die wohlgemerkt möglichst realistisch gesetzt ist. Ich habe mir auch selbst nicht die Hand abgehackt, wenn die Deadline dann doch geschoben werden musste, weil so komische Dinge dazwischen kommen, wie das Leben. Manche Ziele haben sich auch einfach samt Deadline aufgelöst, weil ich mich verändert habe. Aber der Gamechanger und das, was es für mich real und klar gemacht hat, war ein Datum in meinem Kalender stehen zu haben. Bis zum 15.08.23 habe ich XY erreicht. Nicht: Irgendwann, wenn ich dann Lust habe, auf Netflix nichts mehr interessantes kommt und die Sonne und der Mond gleichzeitig zu sehen sind, fange ich dann mal an.

So gehen aber leider viele Menschen durchs Leben: „Ich würde so gerne dies tun.“ – „Ich würde so gerne das Ziel erreichen.“ – „Ich würde das gerne irgendwann mal machen.“ – „Wenn diese eine Sache eingetreten ist, dann fange ich damit an.“

Realtalk: Mit diesen Sätzen erreichst du nie deine Ziele. Irgendwann, wenn dann, ich würde gern. Bullshit! Warum solltest du so erfolgreich werden? Wenn du dir dann auch noch zehn Ausreden einfallen lässt, warum du das jetzt nicht tun kannst, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Du willst es nicht wirklich oder du hast Angst vor dem Erfolg der entstehen könnte, wenn du das dann wirklich schaffst. Du wärst überrascht, wie viele Menschen (mir eingeschlossen) Angst vor ihrem eigenen Erfolg haben. Dazu aber an andere Stelle mehr.

Was du jetzt tun kannst? Solltest du bereits Ziele für dich gesetzt haben, egal in welchem Lebensbereich, dann schau dir an, ob du sie konkret formuliert und aufgeschrieben hast. Versehe sie mit einer Deadline und plane von der Deadline (Ziel erreicht) rückwärts. Was gibt es für Schritte zu tun, um da anzukommen? Vergiss dabei nicht: Viele Wege führen nach Rom. Es gibt nicht den einen Weg. Es gibt nur deinen Weg!

Wenn du mehr in das Thema einsteigen möchtest, habe ich etwas für dich. Ab dem 10.09.22 wird es meinen Mini-Onlinekurs zum Starterkit geben. 10 Videos, die dir eine gehörige Portion Motivation nach Hause liefern, dich mit diesen Themen und deinem Selbstmanagement zu beschäftigen. Hier gehts zum kostenlosen Info- und Einführungsvideo.

Studierst du aktuell und möchtest dein nächstes Semester mit mir gemeinsam planen, dann melde dich bei info@managemusik.com an zum kostenlosen Webinar Semesterplanung. Das findet statt am 10.09.22 um 18 Uhr.

Entspannt Musizieren?

Was haben Erwartungsdruck und Selbstvertrauen gemeinsam? Leider in vielen Fällen nicht sonderlich viel. Dazu muss ich vielleicht ein bisschen klar machen, was ich unter diesen Begriffen verstehe.

Erwartungsdruck ist etwas, dass ich mir selbst auferlegen kann (und das in den allermeisten Fällten auch passiert) oder er von außen auf mich draufgelegt wird. Im Worst Case, kommt beides zusammen und fühlt sich dann an wie ein 2 Tonnen Steine in meinem Rucksack und ich breche zusammen. Erwartungen an meine Leistung können positive, wie auch negative Auswirkungen haben und sind erst mal nichts Schlechtes. Das Ausmaß, mit dem allerdings der Erwartungsdruck an einen gestellt wird und es in dem Fall auch um Leistungsdruck geht, ist in der Regel eher toxisch!

Selbstvertrauen wird leider oft mit Selbstsicherheit verwechselt. Das sind zwei verschiedene Bereiche. Selbstsicherheit ist im oben genannten Kontext natürlich auch nicht verkehrt. Aber was genau ist dann Selbstvertrauen, wenn es nicht beschreibt, wie sicher man mit etwas ist oder wie mutig man ist? Selbstvertrauen bedeutet für mich erst mal, dass ich mir selbst, meinem Körper und meiner inneren Stimme vertraue. Dafür muss ich denen aber erst mal zuhören. Es bringt mit nichts, wenn ich diese nervtötende innere Kritikerstimme für voll nehme und denke, das wäre meine innere Stimme. Nein. Die Stimme meine ich nicht.

Entspannt Musizieren beziehe ich übrigens nur bedingt auf den körperlichen Zustand, denn wenn ich wir da hängen wie ein Schluck Wasser und der Kurve oder wie ein Kartoffelsack, dann bekommen wir weder beim Üben, noch beim Proben oder beim Auftritt die nötige Körperspannung. Es geht mir da eher um dein Nervensystem und wie sehr wir das beruhigen können, schon im Prozess lange bevor du eine Bühne betrittst. Kennst du diese Sätze im Überaum?

„Mein Gott, wieso geht das immer noch nicht? Ich übe das jetzt schon so lange!“

„Ich muss das morgen im Unterricht abliefern, dann gibts halt heute noch mal ’ne extra Stunde!“

„Wenn ich das nicht hinbekomme, dann bin ich einfach nicht gut genug. Alle anderen schaffen das doch auch.“

„Was werden die nur von mir denken, wenn ich das so vorspiele?“

„Was mache ich eigentlich noch hier?“

Ich hätte noch mehr davon. Jede*r hätte noch mehr davon. Zu allem Übel, kommt auf diese Sätze (die, ich wiederhole mich, nicht von deiner inneren Stimme kommen) dann der innere General, Antreiber oder Bootcampleiter und haut noch mal schön oben drauf.

„Siehst du, ich wusste du schaffst das nicht. Da warst du wohl nicht fleissig genug!“

„Wenn du jetzt nicht Gas gibst, wirst du abgehängt, ist dir schon klar?“

„Ich würde mich an deiner Stelle jetzt mal fragen, ob du hierfür überhaupt geeignet bist!“

Ich wiederhole mich noch mal. Das ist nicht deine innere Stimme! Die kommt nicht aus deinem Kopf, sondern in der Regel aus deinem Bauch. Wir nennen das umgangssprachlich Bauchgefühl und ist einfach nur ein andere Bezeichnung für das, was manche Intuition oder Körpergefühl nennen. Unser Körper ist so unglaublich schlau und wir hören immer erst auf ihn, wenn er uns komplett k.o. haut. Die 180 Zeichen, die er vorher gesendet hat, ignorieren wir, denn „Ich muss abliefern“ – „Ich kann jetzt keine Pause machen“ – „Das wird von mir aber erwartet!“

Und da haben wir’s. Die Schleife kann durchbrochen werden. Ich brauche glaube nicht zu erwähnen, dass das nicht in 10 Minuten geht. Auch wenn wir in einer Gesellschaft leben, die immer alles sofort haben will und alles überall verfügbar ist. Persönliche Entwicklung geht nicht im 300 km/h Style, das könnte nach hinten los gehen.

Du fragst dich jetzt vielleicht, was diese ganze Thematik mit dem Nervensystem zu tun hat. In aller Kürze: Alle Impulse, besonders deine Bewegungen, werden durch’s Nervensystem gesteuert. Alle Emotionen werden dadurch gefeuert. Schon mal die Frage gestellt, warum wir unter großem Druck plötzlich da stehen und kein Ton mehr rausbekommen, im wahrsten Sinne des Wortes?

Fight – Flight – Freeze. Diese drei Möglichkeiten hat unser Nervensystem zu Verfügung. Wenn du dein Nervensystem schon im Überaum stresst, wie zum Henker, soll es dann auf der Bühne sein?

Entspanntes Musizieren heißt für mich mit und nicht gegen den eigenen Körper zu musizieren. Mit und nicht gegen die eigenen Bedürfnisse zu musizieren. Mit und nicht gegen unsere Emotionen zu musizieren. Dafür müssen wir aber zuerst mal unseren Körper verstehen, unsere Emotionen nicht wegdrücken, Gedanken zulassen und ergründen, ob sie die Realität widerspiegeln oder aus unseren Glaubenssätzen kommen. Dann dürfen wir uns auch mal anschauen, ob diese Erwartungen alle so berechtigt sind oder ob auch die ein bisschen zu hoch gesetzt sind.

Ich möchte es nicht mehr missen, beim Üben und in Proben entspannt zu bleiben, wenn es mal nicht so läuft wie geplant. Natürlich gelingt mir das nicht immer, aber die Tools, wie ich das zu 95% meines Arbeitsalltags halten kann, teile ich gerne mit euch…

Du möchtest mehr darüber erfahren und hast Lust da näher hinzuschauen und was für dich zu verändern? Am 20.08.22 um 11 Uhr gebe ich meine nächste Masterclass zum diesem Thema. Es wird wie immer interaktiv und informativ, du wirst danach auf jeden Fall einige Impulse für dein Üben, dein Mindset und deine Auftritte haben und dein Körper und dein Nervensystem werden es dir danken!

Mit dem Code: BLOGNEWS bekommst du 10% Rabatt – hier gehts zum Zugang. (Aufzeichnung wird an alle geschickt, wenn du nicht live dabei sein kannst, ist das also gar kein Problem!)

17 Semester später(Teil 3)

Endlich kommt er, der dritte Teil der Artikelreihe über mein Studium. Ich habe lange darüber nachgedacht, was ich schreiben will, was nicht. Worüber ich sprechen möchte und wie ich das am Besten verpacke. Mittlerweile ist mein Masterabschluss schon fast ein Jahre her. Nun geht es weiter…

Den letzten Artikel habe ich beendet kurz vor meinem Bachelorabschluss 2019. Eine sehr interessante und spannende Zeit! Ich hatte meine ersten Probespiele hinter mich gebracht und einen sehr schönen Soloabend gespielt. Die Vorbereitungen für meinen Bachelorabschluss waren etwas Nervenaufreibend, denn ich habe kurz vor meinem Abschluss mit meinem Professor das gesamte Programm umgestellt! Ich hatte mich (wie immer) schon frühzeitig auf den Abschluss vorbereitet und ein bestimmtes Programm im Kopf, was ich auch erarbeitet habe. Wir merkten allerdings beide, dass es nicht „mein Programm“ war und es da etwas Nachholbedarf gab. Also stellten wir es um. 6 Wochen vorher …

Das Solostück „The Panic Flirt“ von Delgado, lernte ich sogar in nur 14 Tagen, denn die Noten hatten Lieferverzögerung. Was ich in dieser Zeit gelernt habe? Ich kann verdammt gut und schnell zeitgenössischer Werke erarbeiten. Das geht ja nicht jedem so, da ich aber auch mega Bock hatte und die Spieltechniken bereits alle verinnerlicht hatte, ging das. Ich war drei Wochen vor meinem Bachelorabschluss in Montepulciano mit einem Neue Musik Ensemble. Eine ganz besondere Woche und gleichzeitig eine der härtesten, die ich flötistisch je hatte. Ich bin über jede meiner körperlichen und mentalen Grenzen gegangen, was ich nicht unbedingt empfehlen kann nachzumachen! Ich habe in dieser Woche das Duo mit meinem noch heutigen Duopartner Valère Burnon gegründet, wir haben uns dort so richtig angefreundet und gemerkt, dass wir auf der exakt gleichen Welle schwimmen. Das „Duo di Montepulciano“ heißt aus oben genannten Gründen, wie es heißt 🙂

In der Woche in Montepulciano hatte ich sehr viel zu tun. Sehr viel! Ich war die einzige Flöte und gefühlt bei jedem Stück dabei. Was dazu führte, dass ich Probe hatte von 9.00 Uhr bis 19.00/20.00 Uhr. Natürlich mit einer Mittagspause und kleineren Pausen dazwischen. Aber das 6 Tage lang mit fast ausschließlich Neuer Musik (wir spielte dort auch drei Uraufführungen), mal abgesehen vom Flötenquartett in D-Dur von Mozart (was nun auch nicht gerade chillig ist für Flöte), das war schon harter Tobak! Ich lernte in der Woche wahnsinnig viel und habe mich auch sehr gefreut, so viel neue Werke kennen zu lernen. Trotzdem ging ich gen Ende der Woche auf dem Zahnfleisch und musste vor allem sehr auf meine Hände aufpassen. Ich sag ja – bitte nicht nachmachen!

Als ich dann zurück war ging die letzten zwei Wochen von meiner Vorbereitung los und die Durchläufe. Das muss ich vielleicht erklären. Mein damaliger Bandleiter und heutiger Podcastpartner Manuel Hilleke, sagte mir vor einigen Jahren: „Für so ein Abschlusskonzert gibt es eine Regel: Dein größtes Problem sollte sein, wo das kalte Bier danach ist. Also macht so viele Durchläufe mental wie aktiv, wie du nur kannst.“

Das habe ich befolgt. Ich machte vor meinem Abschlusskonzert insgesamt 17 Durchläufe. Am Tag meines Bachelorkonzerts steckte ich mir das Ziel, meine Energie den ganzen Tag zu zentrieren bis abends um 19.30 Uhr. Auch das gelang mir. Ich ging um 19.30 Uhr auf die Bühne und glühte förmlich – nicht vor Aufregung, sondern vor Energieladung – und spielte mein Konzert in vollster Leidenschaft und dachte überhaupt nicht über Fehler oder Probleme nach, ich hatte es ja bereits so oft gespielt. Es wurde eine wohlverdiente 1,0 – auch die hatte ich mir als Ziel gesteckt. Eine Einstellung, die ich heute nicht mehr habe, aber dazu später mehr.

Nach meinem Bachelorkonzert mit meinem Professor Dirk Peppel und daneben meinem lieben Studienkollegen und gutem Freund Changhuan Xia

In all der Vorbereitung zu meinem Bachelorkonzert spielte ich einige Wochen zuvor die Aufnahmeprüfung für den „Master of Music Solo/Kammermusik“ in Köln, denn ich wollte noch weiter bei meinem Professor studieren. Die bestand ich und so wusste ich, dass ich ab Oktober 2019 mein Studium in Wuppertal weiterführen würde. Neben dem Bachelorkonzert, muss man noch eine Repertoireprüfung absolvieren. Die spielte ich dann Ende September. Da war einiges vorgegeben, natürlich Mozart Konzert und Orchesterstellen, aber auch ein freies Stück nach Wahl. In dieser Prüfung spielte ich bereits mit meinem wundervollen Duopartner Valère.

Nachdem ich dann meinen Bachelor offiziell beendet hatte ging ein paar Tage später mein Masterstudium los. Ich hatte unendlich viele Ideen und Pläne für meinen Master. Das erste große Ziel war der Deutsche Musikwettbewerb im Jahr 2020. Ich meldete mich an, begann das Programm zu üben und arbeiten (besonders mit Valère eine Wohltat) und machte mir einen Plan für den Wettbewerb. (Falls jemand sich auf einen Wettbewerb vorbereitet: hier ist der Artikel mit Valère) Insgesamt bereitete ich mich acht Monate auf den Wettbewerb vor, mein gesamtes erstes Semester bestand aus der Vorbereitung, Orchesterphase und einigen wenigen Kursen. Dann kam die erste Märzwoche 2020, Valère und ich hatten einige längere Probentage hinter uns und waren in den letzten Zügen für den Wettbewerb, der Mitte März in Bonn starten sollte. (Hier ein Video von unserer Probe.)

Am 13.03.2020 fuhr ich nach Wien zu meine wundervollen Freundin und Kollegin Mária Kósa, wir wollten ursprünglich nach Budapest auf das Flötenfestival. Das wurde bereits abgesagt und ich hatte ein ganz ungutes Gefühl bezüglich des Wettbewerbs. Ich las schon zu der Zeit keine Nachrichten oder hatte einen Liveticker auf meinem Smartphone. Natürlich wusste ich grob um die Situation Bescheid. Aber dann öffnete ich im ICE nach Wien diese eine E-Mail, die mir den Boden unter den Füßen wegzog und mich in ein sehr tiefes Loch brechen lies. Die Absage des Deutschen Musikwettbewerbs wegen Corona. In mir brach mental alles zusammen, ich konnte erst Wochen später sagen, was ich eigentlich in dem Moment gefühlt habe. Es war für mich in dem Moment die absolute Hölle zu realisieren, dass ich mich acht Monate vorbereitet hatte und nun nicht zu einem Abschluss kommen konnte. Natürlich kamen noch einige andere Nachrichten an dem Tag und an dem Wochenende.

Hinzu kam, dass ich wenige Wochen zuvor einen saftigen Nervenzusammenbruch hatte oder wie ich es heute gerne nenne meinen „mentalen Breakdown“. Ich dachte früher immer, mich kann wirklich nichts aus der Bahn werfen, ich hatte mich geirrt. Ich habe mich in Therapie begeben und das war mit Abstand das Beste was ich machen konnte. Über die Hintergründe möchte ich hier nicht schreiben, aber ich wollte den Fakt darüber, dass sich professionelle Hilfe zu holen absolut nichts verwerfliches ist. Wenn man sich ein Bein bricht, geht man auch zum Arzt!

Da ich dadurch sowieso schon labil war, kann man sich vorstellen, wie ich in der Coronazeit weiter eingebrochen bin. Ich möchte das gar nicht groß thematisieren, denn ich brauche niemandem zu erzählen, was da inhaltlich abging. Mein Masterstudium war nicht mehr existent. Ein Master in Solo und Kammermusik lebt von Hauptfachunterricht, Konzerten und Kammermusikproben. Nichts davon war qualitativ mehr möglich. Über Online-Unterricht auf dem Niveau auf dem ich war, brauchen wir uns nicht zu streiten – das ist völlig sinnfrei. Ohne Zielpunkt blieb die Motivation im Keller. Wofür zum Henker sollte ich noch üben? Warum mache ich den ganzen Mist überhaupt noch? Bringt es noch was, dieses Studium weiterzuführen? Will ich überhaupt in einer Branche arbeiten, die der Politik am A**** vorbei geht? Was mache ich überhaupt noch hier?

Ja, die Gedanken sind heftig. Ich war auch in richtig deepem Shit drin. Mir ging es nicht gut. Es war sichtbar auf meiner Haut. Ich war mental komplett am Ende, besonders in der Zeit ab dem 01.11.20. Wer nicht weiß, was da für uns Künstler*innen beschlossen wurde, darf das gerne noch mal nachlesen.

Masterkonzert 25.09.21

Meine Semester zwei bis vier waren geprägt von Up’s und Down’s. Geübt habe ich wenig, bis ins letzte Semester rein, als ich dann wusste: Ich darf mein Masterkonzert wie geplant am 25.09.21 spielen. Die Idee zu dem Titel „Licht und Schatten“ (exklusiv könnt ihr gerne in mein Masterkonzert schauen, wenn ihr auf den Link klickt) hatte ich tatsächlich nachts einige Monate davor. Der Titel hat mehrere Bedeutungen. Erstens wollte ich mit Licht, Farben und Schatten arbeiten. Zweitens konnte ich mit meinem Program Licht und Schatten in der Musik und in den Werken abbilden, klanglich, wie ich interpretatorisch. Drittens war es das Motto meines Masterstudiums, auch wenn da gefühlt mehr Schatten als Licht war und ich den psychischen Aspekt damit darstellen wollte. Unser Leben besteht immer aus Licht und Schatten. Überall gibt es Polaritäten, die notwendig sind, denn das eine kann ohne das andere nicht sein.

Duo di Montepulciano

Ich habe sehr viel in meinem Studium gelernt, was nichts mit Musik zu tun hat. Ich habe natürlich auch wahnsinnig viel über Musik, das Flötenspiel, Performance und Geschichte gelernt. Aber wenn ich mich auf wenige Erkenntnisse beschränken müsste, wären es die Erkenntnisse, dass alles möglich ist und vieles von dem, was ich heute mache hätte ich mir vor acht Jahren im Traum nicht vorstellen können. Ich bin unglaublich stark und durch das Studium noch stärker geworden. Das Lernen hört nicht auf, auch nach dem Studium nicht und das ist geil!

Es geht immer weiter…

Was, wenn…?

Die mit Abstand kontraproduktivsten zwei Worte zu Beginn eines Satzes. In den aller meisten Fällen folgt auf: „Was, wenn…“ nicht wirklich was Positives, sondern eher sowas wie:

Was, wenn ich es nicht schaffe?“

„Was, wenn ich nicht gut genug bin?“

„Was, wenn ich einen Fehler mache?“

„Was, wenn sie über mich lachen oder mich schlecht bewerten?“

„Was, wenn sie mich dann ausschließen?“

Na? Kennst du das? Kennst du einen dieser Sätze? Ja? – Ich auch!

Ich habe einen Tipp für dich: Wenn nach dem Satzanfang „Was, wenn…“ nichts Positives, zielgerichtetes und visionäres kommt – lass es. Hör auf, dir zu erzählen, was nicht alle schief gehen könnte oder was jemand denken könnte, wenn du X oder Y tust oder verkackst.

Fakt ist: Du brauchst keine Angst vor Bewertung zu haben – du wirst sowieso bewertet. Du brauchst keine Angst davor haben Fehler zu machen oder zu scheitert – das nennt man dann Lernen. Hinfallen, wieder Aufstehen, weitermachen. Du brauchst keine Angst zu haben Ausgeschlossen zu werden, wenn du aneckst, passiert das automatisch, Reibung entsteht und Menschen werden das feiern was du tust und sagst oder nicht – das nennt man Polarisieren. Alles völlig normal und die Angst davor ist nur zu verständlich, aber leider nicht hilfreich. Ich habe mal den schönen Satz gehört: Wer Angst hat, leidet zwei mal. Ich möchte dir jetzt nicht vermitteln, dass du vor nichts mehr Angst haben musst oder das es schädlich ist. Es ist normal. Es steckt in unserem Glaubensmustern und Denkstrukturen. Es steckt sogar in unserer DNA. Es ist okay.

Aber…

Es ist auch klar, dass viele nicht anfangen oder nicht in ihre Kraft kommen, wegen diesen und vielen anderen Ängsten. Wegen Glaubenssätzen aus der Kindheit oder der Gesellschaft. Der Satzanfang: „Was, wenn…“, ist nur ein Indiz dafür, dass gerade nicht dein rationaler Verstand spricht, sondern eine Emotion aus dir oder einer anderen Person spricht. Du kannst natürlich das Worst Case Szenario vor deinem inneren Auge platzieren. Wir wissen mittlerweile genug über das Gehirn, dass klar ist: Unser Gehirn entscheiden bei Bildern nicht zwischen Realität und Vorstellung. Wenn du dir also Schreckensszenarien ausmalst, wirst du diese in der Regel auch erhalten. Wenn du nur fest genug daran glaubst, dass der Bühnenauftritt gleich scheiße wird, ich verspreche dir: Er wird es. Danach kannst du dir dann weiterhin erzählen, was für ein*e Versager*in du bist, dass es wieder nicht geklappt hat, „war ja klar“ und unser*e innere Kritiker*in (ja, auch da darf geändert werden) ’ne fette, mentale Auspeitschparty starten kann.

Was aber wäre wenn, du diese inneren Bilder und Vorstellungen positiv gestaltest und dir das oben genannte Wissen zu eigen machst. Dir deine Situation visualisierst und nicht das Worst, sondern Best Case Szenario vorstellst – dutzende Male…

…ja, dann ist wahnsinnig viel möglich, eigentlich ist dann alles möglich, denn alles, was du dir innerlich vorstellen kannst, kann auch Realität werden.

Wenn du gerne weiterhin die selbsterfüllenden Prophezeiungen nutzen möchtest und dir deinen Misserfolg vorher zurecht legen willst, um deine vermeintliche Unfähigkeit zu bestätigen, dann mach das. Ich kann dir nur wärmstens empfehlen damit aufzuhören. Den Satzanfang: „Was, wenn…“ einfach aus dem Wortschatz zu streichen oder ihn zumindest für eine positive Vision zu nutzen.

Wenn du mehr über diese Methode der Visualisierung lernen möchtest, ist mein Onlinekurs „Get your shit done“ genau das Richtige für dich. Es gibt auch die Möglichkeit in einer Mastermind mit mir zu arbeiten oder sogar im 1:1. Melde dich bei mir, wenn dir der Artikel nicht reicht, um daran zu arbeiten – ich bin ehrlich: Ich hatte damals auch Hilfe 😉

Pricing und der Wahnsinn unserer Branche

Ich bin es leid. Ich bin es so leid, mit anzusehen, wie sich unsere Branche selbst ständig den Ast absägt, auf dem sie sitzt. Wie wir uns von Dumping Preis zu Dumping Preis hangeln uns gegenseitig unterbieten wollen und uns gegenseitig erzählen: „Das zahlt doch sowieso niemand!“ oder „Das kann ich doch nicht verlangen“ oder „Mir laufen doch die Kund*innen weg, wenn ich die Preise anhebe“.

Billig ist leider nicht immer besser. Im Gegenteil! Und es geht hier nicht um die Leistung oder den Wert des Menschen, der die Dienstleistung ausführt, sondern um das unfassbar niedrige Money Mindset, welches einfach ein Systemfehler ist. Wir lernen schon im Studium, dankbar zu sein für eine Mugge (Veranstaltung, bei der wir engagiert werden) bei der wir 100€ bekommen. Das Catering der Veranstaltung kostet zwar 1000€ aufwärts, aber hey: „Die Musiker*innen sollen dankbar sein, dass wir sie überhaupt spielen lassen“. Was bleibt von den 100€ für mich übrig? Im Durchschnitt 30€, wenn’s reicht! Wenn eine Hobbymusiker*in neben dem Haupterwerb für 15€ die gehaltene 45 Minuten unterrichtet, kann das diese Person gerne tun. Ich nicht! „Aber ihr*e Vorgänger*in hat nur…“ – „Schön! Dann gehen sie zu ihm oder ihr. Ich nehme Summe X. Punkt.“

Ich hab es so satt! Ich bin durch damit. Ich lebe von diesem Job. Ich mache das nicht nebenberuflich, während ich monatlich meine 5.000€ Brutto als ITler*in verdiene und mir mit Privatunterricht ein paar hundert Euro pro Monat dazu verdienen möchte oder in einer Band ab und zu auf Hochzeiten spiele, weil es mir Freude macht. Ich möchte von diesem Geld, was ich als freiberufliche Musikerin und Pädagogin verdiene meine Lebenshaltungskosten decken können, Altersvorsorge betreiben und was zu Seite legen können ohne immer bei 0 rauszukommen. Das geht aber mit den Preisen heute nicht mehr, die wir im Durchschnitt nehmen.

Wenn man sich die Jahreseinkommen von freiberuflichen Künstler*innen und Pädagog*innen in Deutschland anschaut dann wird mir schlecht! (Artikel) Der Durchschnitt liegt bei 17.000 € … der Durchschnitt von anderen Erbwerbstätigen liegt bei 40.500 €. Das ist, gelinde gesagt, ein Desaster. Und wir können leider die Schuld nicht immer bei anderen suchen. Ich bin für meine Preise, die ich veranschlage selbst verantwortlich. Ich bin für mein Money Mindset selbst verantwortlich. Ich bin dafür verantwortlich, unterbezahlte Anfragen anzunehmen oder abzulehnen. Wir haben ein Riesen Systemproblem, das ist auch nicht von heute auf morgen weg, aber ich will nicht mehr dabei zusehen. Über die Inflation habe ich noch gar nicht gesprochen, das wird in den nächsten Jahren bestimmt nicht weniger!

Ich baue mir gerade eine Selbstständigkeit auf, in der ich finanziell unabhängig bin. Das tue ich natürlich nicht nur durchs Musizieren und Unterrichten. Aber es ist meine Verantwortung. Ich habe es mir zum Ziel gemacht, Musiker*innen darin zu unterstützen in ihr volles Potential zu kommen. Das schließt für mich auch das finanzielle Potential ein! Deshalb habe ich was für dich, falls das Thema auch für dich interessant ist und du einen liebevoll, aber notwenigen Hinterntritt brauchst:

Die nächste Masterclass, die ich halte heißt Pricing in der Musikbranche und wird am 05.07.22 um 19 Uhr auf Zoom stattfinden. Falls du da nicht kannst, ist das gar kein Problem, denn alle, die den Zugang haben, erhalten die Aufzeichnung am selben Tag.

Was es da gibt?

Einen Money Mindset Shift. Volle Power meinerseits. Eine Anleitung den eigenen Preis zu definieren und auch zu kommunizieren. Ein PDF, mit dem du nacharbeiten kannst.

Ich schaue nicht mehr zu. Ich mache was. Wir haben kein Wissensproblem in der Gesellschaft, sondern ein Umsetzungsproblem. Wer mich schon länger kennt: Ich habe kein Umsetzungsproblem und ich trete gerne (liebevoll) in Hintern, motiviere und inspiriere Menschen in ihre Kraft zu kommen.

Ich freu mich auf dich, wenn du dabei bist!

Gedankenkarusell

Kennst du das?

Du stehst hinter der Bühne und musst gleich raus und deine Gedanken fangen an so richtig durchzudrehen: „Was ist wenn ich einen Fehler mache?“ – „Was werden die Leute wohl von mir denken?“ – „Sehen meine Haare auch gut aus oder sollte ich noch mal schnell in einen Spiegel schauen?“ – „Habe ich mich auch richtig vorbereitet? Wäre da nicht noch mehr gegangen?“ – „Shit, was mache ich hier eigentlich? Warum tue ich mir das noch mal an?“

Du erkennst das? Na dann Willkommen in der Welt eines Bühnenmenschens. Es ist übrigens egal, was du dort tust. Ob sprechen, singen, tanzen, spielen. In dem Moment, wo wir auf die Bühne gehen, machen wir uns angreifbar. Wir machen uns verletzlich. Wir zeigen uns vor Menschen. Ich persönlich fühle mich seelisch meistens komplett nackt auf der Bühne, aber mittlerweile finde ich das richtig geil! Denn dann sind plötzlich ganz besondere Momente möglich, die ich nicht hatte, als ich mir noch Gedanken um meine Leistung, meine Haare, mein Outfit oder meine Noten gemacht habe.

Dieses oben beschriebene Gedankenkarusell haben sehr viele! Wenn du dich da wieder erkennst, bist du nicht alleine! Das Problem an der Situation ist allerdings, das bei vielen durch dieses Gedankenkarusell ein Gefühl hochkommt, was einem ganz schön die Party versauen kann: Angst.

Angst ist kein guter Berater (dazu gibt es auch eine Podcastfolge, hör da gerne mal rein). Angst sorgt im Körper für noch mehr Stress, als es die Situation eigentlich schon hergibt. Dein Körper ist im Alarmmodus, Adrenalin wird ausgeschüttet und normalerweise gibt es nun drei Möglichkeiten: Fight, Flight oder Freeze. Unser Nervensystem hat drei Optionen für solche Momente: kämpfen, fliehen oder totstellen bzw. einfrieren. Das muss man wissen! Wenn dir das nicht bewusst ist, kannst du auch nicht darauf reagieren. Diese Reaktion ist mehrere zehntausend Jahre alt, heute steht da halt kein Säbelzahntiger sondern ein Vorhang, Scheinwerfer und Augenpaare, die einen erwartungsvoll anschauen. Aber das Muster ist das gleiche.

Es geht nicht darum dieses Muster zu unterdrücken, das mit dem Unterdrücken funktioniert leider nie – vertrau mir, ich spreche aus Erfahrung. Du darfst einen Umgang damit anstreben und lernen, was dir gut tut und was nicht.

Gedanken erschaffen Gefühle und die wiederum beeinflussen unsere Handlung. Wenn du in das negative Gedankenkarusell einsteigst, entsteht Angst und Panik und daraus entsteht eine Handlung, mit der wir oft sehr unzufrieden sind.

Wie glaubst du würdest du dich fühlen, wenn du das Gedankenkarusell zwar benutzt, aber es mal in die andere Richtung drehst? Wenn du nicht nach unten abdrehst, sondern nach oben? Wenn deine Erfahrung auf der Bühne die ist, dass du zeigst was du kannst, dich auf deine Tätigkeit voll fokussieren kannst und einfach die Bude rockst ohne Selbstzweifel und Angst?

Klingt das für dich unmöglich? Ist es nicht!

Wenn du dich mehr damit auseinandersetzen möchtest, dann ist mein Online Kurs „Get your shit done“ genau das Richtige für dich! (Wenn du noch studierst bitte kontaktiere mich für einen Rabattcode.) Der Kurst startet am 14.05.22 und du kannst dich bis dahin anmelden. Du erhältst 4 Coachingvideos, ein PDF Workbook mit vielen Fragen und Übungen und mehrere Bonusinhalte inkl. einem PowerTalk mit positivem Gedankenkarusell 😉

Du musst nicht in Angst hoch! Du darfst dir Vertrauen. Das ist ein Prozess und kein Zustand. Ich kann aus vierzehn Jahren Bühnenerfahrung sagen: Es geht auch anders und es muss nicht immer Drama sein. Du darfst dich dort oben auch wohl fühlen und musst dir nicht erzählen, das sein normal, dass es dir so geht. Es geht vielen so, das bedeutet aber nicht, dass es normal ist!